Die Texte bezügllich der verschiedenen Traditionen

Die Bezugswerke der verschiedenen Traditionen

Die großen christlichen Traditionen sind die katholische Kirche, die orthodoxe Kirche und die zahlreichen christlichen Gemeinschaften, die aus der Reformation hervorgegangen sind. Man fasst sie zusammen unter dem Begriff „Protestantismus“ oder „Reformierte Traditionen“. Alle drei beziehen sich, was die Muttergottes betrifft, auf dieselbe Bibel.

 

Doch während der Protestantismus – unter dem Namen „Sola Scriptura“ von Luther – hinsichtlich der Muttergottes nur die Bibel als Bezugsquelle anerkennt, sind Katholiken und Orthodoxen auch die sieben ersten ökumenischen Konzile gemein, bis zum Konzil von Nizäa im Jahr 787 (die Konzile, die vor dem großen orthodoxen Schisma von 1054 stattfanden), sowie die marianischen Abhandlungen und Äußerungen der Kirchenväter in den ersten Jahrhunderten der Kirche.

 

Man beachte, dass, obgleich die orthodoxe Kirche nur über wenige theologische Abhandlungen verfügt und das Wesentliche ihrer theologischen Gedanken aus ihrem liturgischen Schatz zieht, ihre Hingabe zu Maria so reich ist, dass ihre Tradition eine Fülle großer Mariengebete umfasst, auf die häufig Bezug genommen wird. Man könnte gar sagen, dass, abgesehen von der Bibel, den Kirchenvätern und ersten ökumenischen Konzilen, es gerade ihre liturgische Tradition ist, aus der die Orthodoxie ihre grundlegenden Marientexte schöpft.

 

Was die katholische Kirche betrifft, so bezieht diese ihren Marienkodex neben der Bibel, der Patristik, den Zeugnissen ihrer Heiligen und der lebendigen Kirchentradition aus zahlreichen Enzykliken und anderen päpstlichen Schriften sowie aus Dokumenten der großen ökumenischen Konzile (bis heute sind dies 21, einschließlich des letzten, des 2. Vatikanum). So hat die katholische Kirche, mit Hilfe der Bezugstexte, die sie aus ihrem zwei Jahrtausende umfassenden Schatz zieht und der Dokumente ihrer lebendigen Tradition, insbesondere vier Dogmen in Hinblick auf die Gottesmutter verkündet:

 

  • das Dogma von Maria, der Gottesmutter, aufgestellt beim ökumenischen Konzil von Ephesus im Jahr 431 (Gemeinsamkeit mit den Orthodoxen);
  • das Dogma von Maria, der immerwährenden Jungfrau, aufgestellt beim dritten Konzil von Konstantinopel im Jahr 681 (Gemeinsamkeit mit den Orthodoxen);
  • das Dogma der unbefleckten Empfängnis, aufgestellt im Jahr 1854 und bestätigt von der Muttergottes in Lourdes 1858;
  • das Dogma der Himmelfahrt Mariä, die mit Körper und Seele in den Himmel aufgenommen wurde, aufgestellt im Jahr 1950.

 

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MDN Team