Die Jungfrau und die Biene

Die Jungfrau und die Biene

Die Heilige Jungfrau Maria, empfing den Sohn Gottes in Bewahrung ihrer Jungfräulichkeit, weil der Heilige Geist auf sie herabkam und die Kraft des Höchsten sie überschattete (s. Lk 1,35). Sie war wie die gute Biene (s. Sir 11,3), klein durch die Demut, rund durch die Betrachtung der himmlischen Glorie, die ohne Anfang und ohne Ende ist, voller Barmherzigkeit - ihr, die neun Monate lang die Barmherzigkeit selbst unter ihrem Herzen trug, konnte es an Barmherzigkeit nicht fehlen - an die Armut gebunden, makelloser als alle anderen auf Grund ihrer Jungfräulichkeit.

 

Der üble Geruch der Unzucht, wenn man so sagen darf, ist ihr lästig, hingegen liebt sie den süssen Wohlgeruch der Jungfräulichkeit und der Keuschheit. Wer daher Maria gefallen will, muss die Unzucht fliehen und nach der Keuschheit streben. Sie weist niemanden ab, auch nicht die Sünder, im Gegenteil, sie erhört alle, die zu ihr ihre Zuflucht nehmen, deshalb nennt man sie Mutter der Barmherzigkeit, barmherzig mit den Elenden, Hoffnung der Verzweifelten.

 

Der Bräutigam sagt im Hohelied der Liebe: „Ich bin eine Blume auf den Wiesen des Scharon, eine Lilie der Täler." Maria hat diese Blume für sich erwählt, nach dem sie alle anderen abgewiesen hat. Fest an Ihn gebunden, hat sie von Ihm alles erhalten, was sie braucht.

 

Der Name der Stadt Nazareth, in der sie geboren wurde bedeutet „Blume"; der Ort, den sie für sich unter allen anderen erwählt. Der junge Trieb, der aus der Wurzel Jesse kam (Jes 11,1), liebt das Land der Blumen. Die Nahrung der Heiligen Jungfrau war ihr Sohn, Honig für die Engel, Süssigkeit aller Heiligen. Sie lebte von Jenem, den sie ernährte, Er, den sie stillte, gab ihr das Leben.

 

Mit der Demut macht sie ihr Haus, d. h. ihre Seele, zurecht und mit der Jungfräulichkeit ihren Leib, den der König der Engel bewohnen wird. Gib acht, die Biene beginnt von oben zu bauen. Auf dieselbe Weise beginnt auch die Heilige Jungfrau nicht von unten, d. h. vor den Menschen, zu bauen, sondern von oben, in Gegenwart der göttlichen Majestät und immer mehr, in der Ordnung und Diskretion, beginnt sie unter dem Blick der Menschen hinabzusteigen und sie, die bereits von Gott Erwählte, findet schliesslich auch  Bewunderung in den Augen der Menschen.

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Hl. Antonius von Padua

Predigt am Fest Maria Reinigung, 9